Beim Umgang mit Hygienefehlern herrscht laut SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach eine „Kultur des Verharmlosens, des Vertuschens und des Ignorierens". Das sagte er in einem von mehreren Zeitungen veröffentlichten Interview. Darin kritisierte er, dass Teile der Ärzteschaft das Problem nicht ehrlich darstellen. Auch könnten deutsche Kliniken bei den Hygienestandards im internationalen Vergleich nicht mithalten. Zwar habe es in der Vergangenheit Bemühungen gegeben, Vorschriften zu verbessern und Standards durchzusetzen. „Aber sie reichen bei weitem nicht aus, weil sich in der Praxis weniger geändert hat als auf dem Papier." Den Grund dafür sieht Lauterbach beim FDP-Gesundheitsministerium der letzten Wahlperiode. Weil sich dieses auf die wirtschaftlichen Interessen der Krankenhäuser konzentrierte, seien weitergehende Bemühungen zur Klinikhygiene „eingeschränkt" gewesen. „Die Lobbygruppen im System haben verhindert, dass die Gesetze so sind, dass sich viel ändert", heißt es in dem Interview weiter. Die Große Koalition strebe laut dem Sozialdemokraten ein neues Infektionsschutzrahmengesetz an. Zudem sollen Kliniken künftig ab einer bestimmten Größe einen Hygienearzt einstellen und generell ihre Infektionsraten veröffentlichen müssen.