Die Zielvereinbarungen deutscher Kliniken mit ihren leitenden Ärzten enthalten in mehr als einem Drittel aller Fälle finanzielle Anreize, um bestimmte Behandlungsmengen zu erreichen. Das geht aus einem Bericht der Berliner Zeitung (B.Z.) unter Berufung auf einen bislang vertraulichen Vermerk der Bundesärztekammer hervor. Bestimmte Operationen würden daher öfter durchgeführt, als dies medizinisch nötig wäre. „Beliebt bei uns sind Hüft- und Knieoperationen, außerdem Katheter oder Blinddarm-Eingriffe sowie Kaiserschnitte", zitiert die Zeitung einen Berliner Chirurgen, der anonym bleiben möchte.
Klinikärzten passten ihr Verhalten dem wirtschaftlichen Druck ihrer Häuser an. „Ist ein Eingriff objektiv nicht nötig, aber durchaus medizinisch begründbar, empfehlen Ärzte eine Operation." Außerdem legten Krankenhäuser die Aufenthaltsdauer ihrer stationären Patienten bevorzugt nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten fest, was das meiste Geld in der Abrechnung mit den Krankenkassen bringe. Bundesärztekammerchef Frank Ulrich Montgomery gibt gegenüber "BZ" der Ökonomisierung des Gesundheitswesens die Schuld: „Wir haben davor gewarnt. Jetzt ist sie da. Jetzt muss man mit den Folgen leben, aber nicht die Krankenhäuser an den Pranger stellen", zitiert "BZ" den 62-jährigen Radiologen.