Der Vorschlag von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU), eine Interessenvertretung für Pflegemitarbeiter statt einer Pflegekammer in Bayern umzusetzen, ist auf auf weitläufige Kritik gestoßen Huml plant einen Kompromiss in Form einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, in der Verbände freiwillig Mitglied werden können. Die Meinung der Pflegenden zu ignorieren, sei ein fataler Fehler und missachte demokratische Prinzipien, äußerte sich am Freitag der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). Es gebe keine alternative zur Pflegekammer. „Nur mit einer starken Interessensvertretung der Pflegenden in Form einer Selbstverwaltung können wir den Pflegeberuf zukunftsfähig machen", sagte Marliese Biederbeck, Geschäftsführerin des DBfK Südost, Bayern-Mitteldeutschland. Die Pflege dürfe nicht länger fremdbestimmt werden.
Auch Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats kritisierte, dass Huml die Interessen und das Votum der Pflegefachpersonen ignoriere und missachte. Er verwies auf eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Ministeriums aus dem Jahr 2013. Danach hatte sich die Mehrheit der Pflegenden für eine Selbstverwaltung der professionellen Pflege in Bayern ausgesprochen. „Die Verweigerung einer Pflegekammer ist ein Beweis für die Konzeptlosigkeit und kommt einem Kniefall vor deren Gegnern gleicht", zeigte sich Westerfellhaus enttäuscht. Die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) sieht in dem geplanten Konstrukt „einen zahnlosen Tiger, der sich in Unverbindlichkeit" verliere. Wie Rundt der dpa am Freitag mitteilte, gehe kein Weg an der von der Landesregierung geplanten Einführung einer Pflegekammer mit Pflichtmitgliedschaft für alle Mitarbeiter vorbei.