Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), hat kurz vor der Eröffnung des Deutschen Pflegetages einen Gesetzentwurf zur Einführung der generalistischen Ausbildung in der Pflege für den Sommer angekündigt. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerates, Jürgen Graalmann, Vorstand beim AOK-Bundesverband, und dem Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen sagte Laumann mit Verweis auf Gegner der Generalistik: „Wir müssen in dieser Wahlperiode das Kästchendenken in Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege überwinden und zu einer generalistischen Ausbildung kommen. Wir müssen diese Generalistik durchsetzen. Ich denke, dass wir im Sommer mit einem Kabinettsbeschluss rauskommen. Wir müssen aber 16 Bundesländer mitnehmen. Das erfordert viel Zeit und viele Gespräche."
Laumann sagte, er sehe „die größte Herausforderung der deutschen Gesellschaft im Gesundheitssystem". Deutschland benötige jedes Jahr einen Zuwachs der professionellen Pflegekräfte von zwei bis drei Prozent. Um das zu schaffen, müsse der Beruf aufgewertet und attraktiver werden, etwa durch fachliche Eigenständigkeit, bessere Bezahlung, solide Tariflöhne, gute Arbeitsbedingungen und öffentliche Wertschätzung.
Westerfellhaus kritisierte, dass in den Jahren 1995 bis 2005 in den deutschen Krankenhäusern 50.000 Pflegekräfte abgebaut worden seien. Die Gewerkschaft Verdi sprach kürzlich sogar von 70.000 fehlenden Kräften, was allerdings von der Deutschen Krankenhausgesellschaft bestritten wurde.Auch im Messebereich des Pflegetags machte der DPR heute mit der Verteilung von 5.000 orange-blauen Buttons auf die allgemeine Personalsituation in der Pflege aufmerksam. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege arbeiten im Krankenhaus am Anschlag ihrer Belastungsfähigkeit", so Westerfellhaus. Die Politik sei zum Handeln gefordert und müsse die Tragweite der aktuellen Probleme der professionellen Pflege im Krankenhaus endlich anerkennen.
Der Kabarettist Eckhard von Hirschhausen sprach sich für ein höheres Ansehen der Pflegekräfte aus. „Warum hören wir in Deutschland von 25.000 Apothekern mehr als von 500.000 Pflegekräften", fragte Hirschhausen. Er verwies auf seine Auslandserfahrung: „In der Schweiz ist das Ansehen des Pflegeberufes ein ganz anderes." Auch in den USA würden Pflegefachpersonen wesentlich höher geschätzt.
Westerfellhaus zeigte sich optimistisch: „Wir haben mit über 4.000 Anmeldungen einen deutlichen Hinweis darauf, dass das Thema Pflege in der Gesellschaft angekommen ist", freute sich der Pflegeratspräsident auf einen erfolgreichen Deutschen Pflegetag. Dieser steht 2015 unter dem Motto „Zukunft Pflege – weil wir sie alle brauchen".
AOK-Vorstand Graalmann wies auf den „größten Pflegedienst Deutschlands" hin, die 1,7 Millionen pflegenden Angehörigen, die nicht aus dem Blick geraten dürften. Deren Aufwand betrage 29 Milliarden Euro, wenn man den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro zugrunde lege.