Das neue Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) will die Erhebung von Qualitätsindikatoren künftig ausweiten, zugleich aber den Kliniken weniger Erhebungsaufwand aufbürden. Das sagte der Geschäftsführer des Instituts, Christof Veit, am Freitagvormittag auf dem 14. Nationalen DRG-Forum in Berlin. „Bevor wir weitergehen mit der Qualitätssicherung müssen wir erst entschlacken", sagte Veit. Es sollten künftig nur jene Maßnahmen ergriffen und Daten erhoben werden, die wirklich nötig seien.
Er wolle „Bürokratie abschaffen", anschließend aber auch „neue Bereiche mit Biss" angehen. „Wir können uns die Qualitätssicherung anders, besser vorstellen, auch in der Breite. Da wird es viele Widerstände geben. Lasst es uns anders probieren, auch wenn es Risiken gibt", warb Veit um Unterstützung der rund 1.000 Krankenhausmanager auf dem DRG-Forum. Veit sagte: „Das erste was wir tun werden, ist ein gutes methodisches Fundament zu schaffen." Dieses müsse auch rechtssicher angewandt werden können.
Bei der Entwicklung von Qualitätsindikatoren für die Krankenhausplanung der Länder betrete sein Institut „Neuland", so Veit. Bislang bewerte man Leistungen, für die Planung hingegen werden dies Abteilungen sein. „Da geht es stark um Struktur- und Prozessparameter. Hier kann man viel vom niedergelassenen Bereich lernen", unterstrich Veit.
Der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Herbert Rebscher, warnte vor einem „informatorischen Overkill". Rebscher: „Die inflatorische Begriffsverwendung ist noch kein Hinweis darauf, dass sich operativ etwas verbessert hat." Der DAK-Chef wies darauf hin, dass seit Jahren über das Thema Risikoadjustierung geredet werde, es aber noch immer an methodischen Instrumenten fehle. Rebscher forderte „zentrale Kriterien, um die Risikoadjustierung umzusetzen".
Der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, zeigte große Sympathie für das neue Institut und erneuerte den Beteiligungswillen seiner Profession. Er forderte aber auch, nicht nur auf künftige Qualitätssicherungsverfahren zu setzen, sondern die Probleme heute anzugehen. Westerfellhaus verwies auf internationale Studien, die einen deutlichen Zusammenhang herstellten zwischen der Pflegeausbildung und dem Personalschlüssel und Komplikationen beispielsweise bei operativen Eingriffen. In den Niederlanden etwa betrage der Personalschlüssel auf Intensivstationen einen Patient pro Pflegefachperson, in Deutschland seien es vier Patienten pro Pflegekraft.
Michael Philippi, Vorstandsvorsitzender der Sana-Kliniken AG, sprach sich für eine umfangreiche und zielgerichtete Erhebung von Daten aus: „Alles was wir nicht messen können, werden wir auch nicht verändern können." Deshalb sei das IQTIG „ein ganz entscheidender Ansatz". Allerdings müsse in die Informationsflut „eine Schneise" geschlagen werden. An den neuen IQTIG-Chef gewandt sagte er: „Wir müssen daran erarbeiten, Herr Veit, wie wir wirklich große Veränderungen angehen können. Sie werden sich wundern, wie gut wir als Kliniken diese Herausforderungen annehmen werden." Wer glaube, im Zuge der Qualitätsdebatte Strukturfragen lösen zu können, der irre aber. Das kleine Krankenhaus am Stadtrand werde auf diesem Weg nicht geschlossen.
Skeptischer äußerte sich Franziska Diehl, Dezernentin im Dezernat Sektorenübergreifende Qualitätsförderung und Patientensicherheit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Sie widersprach Philippi in Teilen. Zwar lobte sie das „starke Engagement" der Sana Kliniken in der Qualitätserfassung. „Aber bei chronischen Krankheiten kommen wir immer stärker in Bereiche, die nicht so einfach messbar sind." Die KBV-Vertreterin fragte: „Wie nähern wir uns Problemen, die nicht messbar sind?" Diehl pflichtete dem Pflegevertreter Westerfellhaus bei, dass entscheidend für die Qualität die Personalausstattung sei.