Experten haben auf dem Deutschen Fachpflegekongresses heute in Münster eine bessere Personalausstattung mit Einhaltung von Fachkraftquoten gefordert. Nur so könne auch in Zukunft eine sichere Versorgung von Intensivpatienten gewährleistet werden. „Der Fachkräftemangel in der Pflege trifft heute fast alle Kliniken", erläuterte Lothar Ullrich, 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e. V. (DGF). Vor allem die hochspezialisierten Bereiche der Pflege wie Intensivstationen sowie OP- und Anästhesieabteilungen seien davon betroffen. „Gerade aber hier sind eine ausreichende Personalausstattung sowie eine gute Qualifizierung der Pflegenden unerlässlich, um Komplikationen und nosokomiale Infektionen zu vermeiden", sagte der DGF-Vorsitzende und Veranstalter des Deutschen Fachpflegekongresses vor rund 500 Teilnehmern. Studien belegten diesen Zusammenhang eindeutig.
Um eine sichere Versorgung von Intensivpatienten auch in Zeiten knapper Ressourcen sicherzustellen, müssten die Aufgaben sinnvoll verteilt werden. Darauf machte der Krankenhausberater Peter Jacobs aufmerksam. „Es wird in Zukunft zu einer stärkeren Verlagerung bisher ärztlicher Tätigkeiten auf die Fachpflege kommen", sagte der langjährige Pflegedirektor der Münchner Universitätsmedizin. Dies müsse aber auch finanziell vergütet werden: „Wer mehr lernt, muss erweiterte Tätigkeitsprofile zugesprochen bekommen – und nicht wie bisher, wo de facto kein Unterschied zwischen der fachweitergebildeten Pflegeperson und der ohne Fachweiterbildung herrscht." Der erfahrene Pflegemanager warnte zudem davor, aus wirtschaftlichen Gründen Anästhesie- und Intensivfachpersonal durch „Schmalspur-Weiterbildungen" zu ersetzen. „Das wäre so, als würden die Ärzte den Facharztstandard aufgeben, um genügend Ärzte in unterversorgten Regionen zu bekommen."
Wie mit einer guten Personalausstattung eine hochwertige Pflege sichergestellt werden kann, machte das Beispiel der Niederlanden deutlich. „Wir sind in unserem akademischen Krankenhaus in Nijmwegen personell sehr gut aufgestellt und können dadurch eine hochwertige Versorgung anbieten", berichtete Brand van Barneveld, Ausbilder für Intensivpflege. An seinem Klinikum arbeiten auf einer Intensivstation mit sieben Betten tagsüber sechs Intensivpflegende – ein Fachdiplom für Intensivpflege ist dabei Voraussetzung. Unterstützt werden sie zusätzlich von Auszubildenden und Pflegehelfern. „Mit diesem Pflegeschlüssel können wir eine wirklich gute Pflege verwirklichen", so der Niederländer. „Wir haben Zeit, alle Intensivpatienten ausreichend zu mobilisieren, den pflegerischen Nachwuchs gut auszubilden und können uns die Zeit nehmen, Sterbende umfassend zu begleiten. Wir haben viel mehr Zeit und Möglichkeiten. Das wirkt sich auch auf die Patientensicherheit aus."
Der Deutsche Fachpflegekongress bietet noch heute und morgen ein umfangreiches Fortbildungsangebot und Diskussionsforum zu den Bereichen Intensivpflege, Anästhesie und pädiatrische Intensivpflege. Zudem finden Praxisworkshops im Universitätsklinikum Münster statt. Eine umfangreiche Industrieausstellung rundet den Kongress ab. Die DGF ist Veranstalter des Kongresses, der in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Münster, St.-Johannes-Hospital Dortmund und Bibliomed-Verlag alljährlich stattfindet.