Die Legalisierung ärztlicher Suizidbeihilfe könnte Menschen unter Druck setzen, ihrem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen. Das habe eine Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts (SI) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ergeben, die am Dienstag in Hannover vorgestellt wurde. Sowohl Gegner als auch Befürworter der Beihilfe zur Selbsttötung sorgten sich demnach darum, bei legalisierter Hilfe zur Selbsttötung das Lebensende schneller herbeiführen zu wollen. Nach Angaben der Studie erwarten rund 60 Prozent der Deutschen, dass die Zahl der Menschen, die ihrer Familie nicht zur Last fallen wollen, durch legalisierte Sterbehilfe steigen wird.
„Zwar spielt der Wunsch nach Selbstbestimmung bei den Befürwortern der Sterbehilfe offensichtlich eine gewichtige Rolle. Im Hintergrund steht aber eine Vielzahl an unterschiedlichen Ängsten", sagte der SI-Leiter Gerhard Wegner. Ebenfalls etwa 60 Prozent fürchten sich vor einem langen Sterbeprozess. Genauso viele haben Angst vor starken Schmerzen oder Atemnot. Etwas über die Hälfte befürchtet außerdem, Angehörigen zur Last zu fallen. Die Befragung stellte jedoch auch fest, die Ängste mit zunehmenden Alter abnehmen. In der Gruppe der Über-80-Jährigen spielen sie die geringste Rolle.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm warb angesichts der Ergebnisse der Studie dafür, die Beschäftigung mit dem Tod gesellschaftlich zu enttabuisieren. Und fügte hinzu: „Wer Tötung auf Verlangen oder Beihilfe zur Selbsttötung gesetzlich zulässt, verändert die Sozialkultur unseres Landes."
Die Wissenschaftler des vom SI beauftragen Meinungsforschungsinstituts Emnid befragten mehr als 2.000 Menschen telefonisch für die Studie zu ihren Erwartungen, Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Tod und Sterben.
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