Verdi macht Ernst: Die Gewerkschaft hat ihre Mitglieder am Montag zu einem unbefristeten Streik an der Charité aufgerufen. Ziel ist eine bessere Personalbesetzung im Klinikalltag. Die Universitätsklinik hatte vergangene Woche noch versucht, den Streik gerichtlich zu verhindern, ist allerdings in der ersten Instanz gescheitert. Über die Berufung ist noch nicht entschieden. Die Charité habe noch keine Begründung für die Berufung eingereicht, sagte die stellvertretende Landesarbeitsgerichtspressesprecherin, Richterin Andrea Baer, am Montagvormittag auf Anfrage von Station24.
Insgesamt sollen durch den Streik 200 Operationen pro Tag ausfallen, allerdings gibt es einen Notdienst. „Dieser Streik hätte schon längst durch ein konstruktives Verhalten der Charité am Verhandlungstisch vermieden werden können. Wir wollen einen Tarifvertrag für bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Bessere Arbeitsbedingungen bedeuten auch eine qualitativ bessere Patientenversorgung", so Gewerkschaftssekretär Kalle Kunkel laut einer Pressemitteilung.
Auf Anfrage erklärte Maike Jäger, Verdi-Landesfachbereichsleiterin für Gesundheit: „Es gibt bei der Charité immer noch große Spielräume, etwa durch Umorganisationen freie Mittel zu generieren, die dann für eine bessere Personalausstattung genutzt werden können." Das Land Berlin müsse zudem überdenken, ob seine Universitätsklinik wirklich Gewinne abwerfen müsse. „Wir verhandeln aber nicht mit der Politik, sondern mit dem Arbeitgeber", so Jäger weiter.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) solidarisierte sich in einer Stellungnahme mit den Streikenden an der Charité und machte für die Missstände vor allem die Politik verantwortlich. Wer jetzt moniere, der Streik bedrohe das Patientenwohl, müsse sich fragen lassen, warum ihm eben dies bisher offenbar gleichgültig gewesen sei. Denn die durch viel zu wenig Pflegepersonal bedingten Versorgungslücken seien seit Jahren bekannt und hingenommen worden.
„Dass die laufenden Tarifverhandlungen nun eskalieren, hat allein die Bundesregierung zu verantworten", erklärte DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel. Die berechtigten Forderungen nach mehr Pflegepersonal und gesetzlich definierter Pflegepersonalbemessung für bettenführende Stationen seien die Konsequenz aus vielen Jahren verfehlter Krankenhauspolitik. „Die Bundesregierung muss sich endlich bewegen und ihrer Verantwortung für Gesundheit und Sicherheit von Patienten und Pflegepersonal nachkommen. Der Entwurf des Krankenhaus-Struktur-Gesetzes ist entsprechend abzuändern", forderte Knüppel.