Das Gesundheitswesen ist neben der öffentlichen Verwaltung die Branche mit den häufigsten Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des Psychoreports 2015, den die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) gestern in Berlin vorgestellt hat. Laut dem Bericht liegen beide Wirtschaftsgruppen auch im „gesamten Krankheitsgeschehen" an der Spitze. Über alle Branchen hinweg stellt der Report durchschnittlich 237 Ausfalltage (AU-Tage) pro 100 Versicherte bei psychischen Erkrankungen im Jahr 2014 fest. Im Gesundheitswesen dagegen lag die Anzahl der durch psychische Erkrankungen verursachten Ausfalltage mit 51 Prozent deutlich über dem DAK-Durchschnitt. Die Branche verzeichnete 358 Fehltage pro 100 Versicherte. Gründe hierfür nennt der Bericht explizit nicht.
Auch bei der regionalen Verteilung der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen konstatiert der Report starke Schwankungen im Bundesgebiet: Während es in Baden-Württemberg und Bayern die wenigsten AU-Tage gibt, fehlen Berufstätige im Saarland besonders lange wegen seelischer Leiden. Inzwischen stehen psychische Erkrankungen auf Platz zwei der Arbeitsunfähigkeits-Statistik. Nur Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen mehr Fehltage.
Allerdings rät der Chefarzt des Zentrums für seelische Gesundheit in der Asklepios Klinik Hamburg-Harburg, Hans-Peter Unger, dazu, zwischen der rasanten Entwicklung der Arbeitsunfähigkeitszahlen und der tatsächlichen Prävalenz psychischer Krankheiten zu unterscheiden. Es gebe heute nicht mehr psychisch kranke Menschen als vor zehn oder 20 Jahren. Sie würden aber besser diagnostiziert und weniger stigmatisiert.