Vier von fünf Menschen sind im Jahr 2014 in einem stationären Setting verstorben. Das zeigen Daten der Gießener Sterbestudien zwischen 2013 und 2015. Die Ergebnisse diskutierten Experten auf dem „3. Gießener Kongress zum Sterben in Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen" vergangenen Freitag in Gießen. Obwohl die ambulant-häusliche Versorgung in den vergangenen Jahren gestärkt worden sei, rechnet der Leiter des Projektbereichs für Versorgungsforschung und Beratung der TransMIT GmbH, Wolfgang George, künftig nicht mit grundlegend veränderten Zahlen. Dagegen sprächen vor allem Trends wie die demografische Altersentwicklung und die Verstädterung. Dem Studienleiter zufolge werden die stationären Versorger wichtigster Sterbeort der nächsten zehn Jahre bleiben.
Darüber hinaus würden Sterbenskranke und Angehörige zwar mit dem in der vergangenen Woche beschlossenen Hospiz- und Palliativgesetz stärker unterstützt. Dennoch gibt es für George Nachholbedarf: So müssten etwa die Pflegeheime noch stärker finanziell gefördert werden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass dort rund 30 Prozent alter und sterbenskranker Menschen stürben.
Aber auch die Gesellschaft könne ihren Beitrag dazu leisten, dass Sterben künftig kein Tabu-Thema mehr sei - wenngleich die Bürger hier häufig schon weiter seien als viele Entscheidungsträger im Gesundheitswesen. „Es ist nicht einfach das Thema in die Gesellschaft zu bringen. Es hat sich zwar schon einiges getan, aber nicht genügend. Es gilt, insbesondere die Kooperationen vor Ort zu stärken", mahnte George während eines Pressegesprächs auf der Veranstaltung. Vor allem die eigene innere Haltung spiele eine zentrale Rolle, wenn Sterben in die Gesellschaft getragen werden solle.
>> Ergebnisse der Gießener Sterbestudie 2015
>> „Menschenwürdiges Sterben muss überall möglich sein" - Station24-Interview mit Wolfgang George