Eine Pflegekraft ist in deutschen Pflegeheimen im Nachtdienst für durchschnittlich 52 Patienten verantwortlich. Das geht aus einer aktuellen Online-Befragung der Universität Witten/Herdecke (UW/H) hervor. Die Pflegewissenschaftler gingen darin der Belastung von Pflegenden in der Nacht näher auf den Grund. Danach ist für 100 Prozent der Befragten die Inkontinenzversorgung die häufigste Aufgabe in dieser Zeit, gefolgt von der Patientenlagerung (70 Prozent). Etwa zwei Drittel der Pflegenden kritisierten der Erhebung zufolge, sich nicht ausreichend um Sterbende kümmern zu können.
Die Hälfte der Studienteilnehmer erklärte, sich im Nachtdienst auch mit der Pflegedokumentation zu beschäftigen. Darüber hinaus teilten 6 von 10 Befragten mit, „häufig" oder „sehr oft" umherirrende Demenzerkrankte zu versorgen. Insgesamt beklagten die Pflegenden in der Umfrage, „zu wenig Zeit" (30 Prozent) und zu wenig Kollegen (25 Prozent) zu haben. Ein Viertel der Befragten gab sogar an, dass in ihrer Einrichtung freiheitsentziehende Maßnahmen wie Schlafmittel oder Bettgitter in der Nacht eingesetzt würden.
„Bei 52 Personen bleiben dem oder der Pflegenden rein rechnerisch zwölf Minuten für jeden Patienten pro Nacht für Inkontinenzversorgung, Lagerung oder Verabreichung von Medikamenten. Das ist Stress pur!", mahnte die Leiterin der Studie und des Departments Pflegewissenschaft an der UW/H, Christel Bienstein. Gleichzeitig müsse aber davon ausgegangen werden, dass in einer Nacht rund 100 sogenannte „körpernahe Tätigkeiten" wie Vorlagenwechsel oder Infusionsanlage anfallen würden, so Bienstein. Allerdings dauere allein die vorgeschriebene Desinfektion der Hände vor und nach 100 solcher Tätigkeiten fast zwei Stunden.
>> Mehr zur Studie auf Station24