Niedersachsen wird auch künftig ohne einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für Auszubildende in der Pflege auskommen müssen. Ein entsprechender Antrag hat gestern im Tarifausschuss keine Mehrheit erhalten. Das stieß auf Empörung bei der Arbeitnehmerseite. Vor allem branchenfremde Arbeitgeber würden die Zukunftssicherung der Altenpflege verhindern, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft Verdi.
„Wir sind uns sicher, dass im Ausschuss sachfremde Motive der Vertreter der Arbeitgeber, die nicht die Pflegebranche vertreten, zu dieser fatalen Entscheidung führten. Hierdurch werden faire Ausbildungsvergütungen bei einer 39-Stunden-Woche und gleiche Ausbildungsstandards mit Füßen getreten", sagte der Verdi-Fachbereichsleiter für das Gesundheitswesen in Niedersachsen, Joachim Lüddecke. Darüber hinaus hätten die Arbeitgebervertreter jeden fachlichen Rat ignoriert. „Sie missachten die Notwendigkeit, die Attraktivität des Altenpflegeberufs erheblich zu steigern, um dem Fachkräftemangel zu begegnen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Dienstgeberverbands Niedersachsen (DDN), Rüdiger Becker.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) hingegen begrüßte die Entscheidung: „Damit bleibt die Tarifhoheit der Tarifpartner gewahrt, die wirtschaftliche Vernunft setzt sich durch und kleine und mittlere Pflegeeinrichtungen können sich weiterhin in der Altenpflegeausbildung engagieren", sagte der Präsident des bpa-Arbeitgeberverbands, Rainer Brüderle, am Donnerstag in Berlin. Der bpa-Vizepräsident, Bernd Meurer, hofft zudem darauf, nun alle Ambitionen zu begraben, „einen bundesweiten Einheitslohn in der Pflege einzuführen, der keine regionale und betriebliche Flexibilität zulässt."