Ob ein älterer Patient mit Krebs in den USA, Deutschland oder den Niederlanden lebt, hat deutliche Auswirkungen auf seine Versorgungssituation. Das zeigt eine neue Studie, in der ein internationales Forscherteam die Daten von fast 400.000 älteren Krebspatienten in Amerika, Belgien, Deutschland, England, Kanada, den Niederlanden und Norwegen miteinander verglichen hat. Dabei wurde untersucht: Wie häufig erfolgt in den letzten sechs Lebensmonaten noch eine Chemotherapie? Wie oft werden diese Menschen ins Krankenhaus eingewiesen? Wo versterben die Patienten? Wie hoch liegen die durchschnittlichen Kosten pro Patient?
„Es gibt – je nach Land - deutliche Unterschiede im Hinblick auf Therapie, Kosten und Ort des Versterbens", sagte Rudolf Blankart, der diese Studie im Rahmen des Harkness/B. Braun-Stiftung Fellowship begleitet. Es zeigen sich beispielsweise klare Varianzen in der Häufigkeit einer Chemotherapie. „Während in den Niederlanden nur 18 Prozent noch eine Chemotherapie im letzten halben Jahr erhalten, sind es in den USA fast 39 Prozent", so Blankart. Auch der Sterbeort variiere: „Die USA verzeichnet mit rund 22 Prozent die geringste Sterberate in Krankenhäusern. In Kanada und in Belgien liegt die Sterberate in Kliniken bei über 50 Prozent, in Deutschland bei rund 38 Prozent", sagte Blankart. „Auch in den Niederlanden ist die Sterberate im Krankenhaus mit etwa 29 Prozent vergleichsweise niedrig."
Bei den Krankenhauskosten liegen Kanada und die USA an der Spitze. Für die stationäre Versorgung eines Palliativpatienten geben die Kanadier durchschnittlich 21.840 Dollar und die US-Amerikaner 18.500 Dollar in den letzten 180 Lebenstagen aus. In Europa liegen die Kosten zwischen 9.342 Dollar in England und 19.783 Dollar in Norwegen. Dazwischen liegen die Niederlande mit 10.936 Dollar, Belgien mit 15.699 Dollar und Deutschland mit 16.221 Dollar. „Deutschland liegt in allen Bereichen im Mittelfeld", resümierte Blankart. Sowohl wenn es um den Prozentsatz der Versterbenden im Krankenhaus geht, aber auch bei den Behandlungskosten.
Die Studie findet unter Beteiligung des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) statt und wird vom Commonwealth Fund gefördert. Für Deutschland wurden dabei anonymisierte Daten von der BARMER GEK ausgewertet.