Der Sprecher des Deutschen Pflegetags, Jürgen Graalmann, hält die Integration von Flüchtlingen in die Pflege als eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel zu beheben. Er betrachtet es sogar als zwingend, „das schlummernde Potenzial im Kreis der Migranten zu entdecken, das heißt ausbildungsbereite Menschen zu identifizieren". In einem aktuellen Interview rät Graalmann auch zu einem „selbstbewussten und offensiven Umgang" mit dem Thema Fachkraftperspektiven für Flüchtlinge. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Pflege gerade dabei sei, ihre Reputation als eigenständige Profession zu stärken. Hinzu komme, dass es bereits seit einigen Jahren Modellprojekte für die spezielle Qualifizierung von Geflüchteten gebe.
Allerdings müsse trotz der Bestrebungen, berufliche Angebote für Migranten zu gestalten, der Frage nach der Bereitschaft und Eignung nachgegangen werden. „Es soll und darf niemand gedrängt werden, seine berufliche Perspektive in der Pflege zu sehen", so der Sprecher weiter. In Praktika könnte beispielsweise die grundsätzliche fachliche Eignung getestet werden. Aber auch das Erlernen der deutschen Sprache sei ausschlaggebend, betonte Graalmann. „Gerade in einem sehr durch persönliche Zuwendung geprägten Berufsbild wie der Pflege sind gute Verständigungsmöglichkeiten natürlich essentiell." Der Erwerb ließe sich aber durchaus ausbildungsbegleitend realisieren.
Zudem könnten Migranten die kultursensible Pflege hierzulande aufwerten. Bislang habe Deutschland in diesem Bereich noch Nachholbedarf. Zwar gebe es vereinzelt etwa deutsch-türkische Dienste. Dennoch müsse sich die Pflege hier noch besser aufstellen, forderte Graalmann.