Der Branchenverband Spectaris und der Deutsche Pflegeverband (DPV) haben sich in einem gemeinsamen Positionspapier für die Gleichberechtigung der stationären Pflege stark gemacht. „Keine Pflegeform darf einer anderen undifferenziert vorgezogen werden, wie es die Politik seit Jahren gerne mit der ambulanten Pflege propagiert", kritisierte der Leiter des Fachverbands Medizintechnik bei Spectaris, Marcus Kuhlmann, am Dienstag in Berlin. Das Prinzip des SGB XI, die häusliche beziehungsweise ambulante Pflege vor die stationäre Pflege zu stellen, greife zu kurz. „Die stationäre Pflege wird zukünftig besonders im Bereich der Altenpflege deutlich an Bedeutung gewinnen. Eine vollumfängliche Pflege allein durch Angehörige zu Hause wird schon aufgrund der demografischen Entwicklung und Multimorbidität nicht mehr überall möglich sein", sagte Kuhlmann.
Darüber hinaus forderten der Branchenverband und der DPV weitere Investitionen in die Pflegeausbildung und -einrichtungen. Die von Bund und Ländern künftig vorgesehenen höheren Beiträge würden nicht ausreichen, um den größer werdenden Bedarf zu decken, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. Schätzungen zufolge fehlten der Pflege heute jährlich rund 4,5 Milliarden Euro, um eine qualifizierte Versorgung sicherzustellen.
Umso entscheidender sei es, dass sich das Pflegeberufsgesetz derzeit im parlamentarischen Verfahren befinde. „Der Gesetzesentwurf belegt die Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag, signalisiert endlich Rechtssicherheit bezüglich der vorbehaltenen Tätigkeiten der Pflegeprofession und Berücksichtigt die längst überfällige generalistische Ausbildung", heißt es in der Mitteilung weiter. „Der Anfang ist gemacht. Nun geht es darum, kontinuierlich das in der Vergangenheit von der Politik stark vernachlässigte Thema Pflege wieder gesund zu pflegen", forderte der DPV-Geschäftsführer Rolf Höfert gestern in Berlin.