Der Leiter des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip), Frank Weidner, hat die Pflege als Verlierer der Krankenhausfinanzierung bezeichnet. In den vergangen zehn Jahren habe es eine massive Verschiebung beim Personal und den Kosten vor allem von der Krankenhauspflege auf die Ärzteschaft gegeben, heißt es in einer aktuellen dip-Mitteilung. Demnach ist die Zahl der Vollzeitstellen für Ärzte von 2004 bis 2014 in den allgemeinen Krankenhäusern um 28 Prozent gestiegen. Die Pflege hingegen habe nur ein Plus von 2,3 Prozent verbuchen können.
Das spiegelt sich laut dip auch in den Gesamtpersonalkosten wieder: Während sie für die Ärzte in den vergangenen zehn Jahren um 76 Prozent (7,3 Milliarden Euro) zulegten, stiegen sie in der Pflege lediglich um 19 Prozent (2,5 Milliarden Euro). „Hätte man die Pflege im Krankenhaus seit 2004 so wie die Ärzteschaft entwickelt, dann würden heute zusätzliche 73.000 Vollzeitstellen für die Pflegekräfte in den allgemeinen Krankenhäusern zur Verfügung stehen. Die Personalkosten für die Pflege würden um rund 7,4 Milliarden Euro höher liegen und eine Pflegekraft würde 20 Prozent mehr verdienen", sagte Weidner am Mittwoch in Köln.
Die Gründe für die Stellen- und Kostenverschiebungen sind dem dip zufolge sowohl rechtlicher, als auch ökonomischer und berufspolitischer Natur. Neben den arbeitszeitrechtlichen Veränderungen bei den Medizinern spiele ferner die Tatsache eine Rolle, dass die Ärzteschaft in den Krankenhäusern seit 2006 von einer eigenen Gewerkschaft in den Tarifverhandlungen vertreten werde. „Hier ist zum einen die Politik gefordert, dem Exodus der Pflege aus dem Krankenhaus einen Riegel vorzuschieben." Aber noch wichtiger sei es, „dass sich die im Krankenhaus beschäftigten Pflegenden endlich besser organisieren und massenhaft in den Berufsverbänden und Gewerkschaften eintreten", so Weidner.