Ein voller Zugriff auf medizinische Befunde kann die Arzt-Patienten-Beziehung verbessern. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Analyse von Forschern der Universität Witten/Herdecke (UW/H) und der Harvard University (USA). In der Erhebung gaben rund drei Viertel der Patienten an, aufgrund des Einblicks in ihre medizinische Daten mehr Kontrolle über ihre Behandlung zu haben, als dies zuvor der Fall gewesen sei. Zudem waren der Studie zufolge etwa 60 Prozent der Befragten der Meinung, durch die erhöhte Transparenz ihre Medikation korrekt oder besser zu dosieren.
„Durch das OpenNotes-Projekt hat sich das Verständnis für das Besprochene radikal verbessert. Dadurch, dass die Patienten alles noch einmal nachlesen und auch die Notizen der Ärzte online einsehen können, haben sie die Möglichkeit, sich noch intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, etwas noch einmal nachzulesen oder mit Angehörigen und Bekannten darüber zu sprechen", sagte der Professor für integrierte Gesundheitsversorgung und -förderung an der UW/H, Tobias Esch, am vergangenen Freitag in Witten.
Zwar seien die Ärzte zu Beginn des Projekts skeptisch gewesen. Aufgrund der Ergebnisse seien die Bedenken aber weitestgehend gewichen. Der transparente Ansatz sei „ein Gewinn für beide Seiten", so Esch weiter. Patienten hätten mehr Vertrauen und arbeiteten aktiv an ihrer Gesundung mit. Die Ärzte könnten unter anderem ihre Kommunikation verbessern und andere Mediziner und Pflegende könnten besser über die entsprechenden Behandlung informiert werden. „Und zu guter Letzt hilft das auch dem Gesundheitssystem. Wenn besser kommuniziert und die Dosierung der Medikamente eingehalten wird, medizinische Fehler vermieden werden und der Arzt seine Zeit effizienter nutzen kann, reduziert das am Ende auch die Kosten der Behandlung", sagte der UW/H-Professor.