In der ambulanten Pflege gibt es einen erheblichen Mangel an Fachkräften und Finanzierungslücken. Das ist das zentrale Ergebnis des Pflege-Thermometers 2016. Danach musste etwa ein Drittel der Befragten Dienste im vergangenen Jahr Klientenanfragen bereits wegen Personalmangels ablehnen, heißt es in einer Mitteilung des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip), das die Erhebung durchgeführt hatte. Ein weiteres Resultat der bundesweiten Analyse: Vor allem nicht kostendeckende Leistungen stellten ein finanzielles Risiko für die Einrichtungen dar. So seien beispielsweise erhöhte Betreuungszeiten in Krisensituationen und bei der Sterbebegleitung, Anfahrtswege von mehr als 25 Minuten sowie Beratungsbesuche unterfinanziert. „Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um einen Betrug in Milliardenhöhe durch einige wenige kriminelle ambulante Dienste gewinnt dies an Bedeutung, denn die Gelder fehlen an anderer Stelle und bei den zahlreichen Diensten, die für eine gute Versorgung einstehen", sagte Studienleiter, Michael Isfort, am Freitag in Köln.
Darüber hinaus sehen rund 30 Prozent der Befragten Lücken bei der flächendeckenden Versorgung mit ambulanten Leistungen in ihrer Region. Mehr als 40 Prozent der Dienste gaben zudem an, aufgrund des stark bindenden Tagesgeschäfts nicht an weiterführenden quartiersbezogenen und gemeinwesenorientierten Ansätzen mitarbeiten zu können. Angesichts dieser Ergebnisse empfiehlt Isfort dringend, „die Pflegeausbildung und Bildungsplanung zu stärken, die Teilzeitquote in der ambulanten Pflege zu reduzieren, Leistungszuschläge aufzunehmen sowie die Netzwerkarbeit strukturiert zu befördern".
Das Pflege-Thermometer 2016 ist auch Top-Thema der Mai-Ausgabe der Fachzeitschrift „Die Schwester Der Pfleger", die am Montag erscheint. Station24-Abonnenten können das E-Paper schon heute online lesen.