Anlässlich abermaliger Lieferengpässe beim Krebsmedikament Melphalan (Handelsname Alkeran) fordert die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) erneut die Politik auf, die zuständigen Behörden gesetzlich zu ermächtigen, bei Versorgungsmängeln Maßnahmen zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung zu treffen. Bereits in den Jahren 2014 und 2015 habe es bei dem Medikament Lieferengpässe gegeben, heißt es in einer Pressemitteilung der DGHO. Grund sei damals eine Verzögerung bei der Freigabe von Produktionschargen gewesen in der weltweit einzigen Produktionsstätte, die in Italien liege. Nun bestehe abermals ein solcher Engpass.
„Der Lieferengpass von Melphalan ist ein negatives ‚Paradebeispiel‘ für ein grundsätzliches Problem. Medikamente, die nicht mehr dem Patentschutz unterliegen und häufig weltweit nur noch von wenigen oder nur einem Hersteller produziert werden, sind extrem anfällig für Lieferengpässe. Daraus wird in der Onkologie schnell ein Versorgungsengpass", erklärt der Medizinprofessor Carsten Bokemeyer, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO, und führt weiter aus: „Für die pharmazeutischen Hersteller lohnt sich die Produktion der entsprechenden Medikamente wirtschaftlich häufig einfach nicht. Wenn im Fall von Melphalan dann weltweit nur noch eine Produktionsstätte existiert, führen Herstellungsprobleme oder logistische Defizite unmittelbar zu einem Lieferengpass. Leittragende sind dann unsere Patientinnen und Patienten, die auf das Medikament angewiesen sind."