Heute ist Internationaler Tag der Pflegenden. Er steht unter dem Motto „Improving health system's resilience" (Professionelle Pflege – Macht das Gesundheitssystem belastbar/er). Aus diesem Anlass hat der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) erneut die besondere Rolle der Pflegenden für das Gesundheitssystem betont. Dieses sei immer nur so belastbar wie die Fachkräfte, die es trügen, sagte DBfK-Präsidentin, Christel Bienstein, am Donnerstag in Berlin. Um deren Belastbarkeit zu erhalten, seien vor allem gesundheitsfördernde Arbeitsumfelder nötig, „ein Faktor, der in Deutschland bei beruflich Pflegenden seit Jahren sträflich vernachlässigt werde", kritisierte Bienstein. Insbesondere Arbeitsrecht und Arbeitsschutzbestimmungen würden gern „großzügig ausgelegt", so die DBfK-Präsidentin weiter.
Das zeigten auch die ersten Ergebnisse einer aktuell noch andauernden Online-Umfrage zur Dienstplanung und Pausenregelung. Danach gab knapp die Hälfte der bisher befragten Teilnehmer an, dass sie ein- bis zweimal im Monat kurzfristig Schichten übernehmen müssten, ein Drittel sogar drei- bis fünfmal pro Monat. Der DBfK werde dies allerdings nicht akzeptieren, „sondern den Verantwortlichen kritische Fragen stellen und konsequente Änderungen einfordern", kündigte Bienstein an.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) sieht in der Pflegebranche jedoch „Berufe mit sicherer Zukunft". Die Arbeit der Pflegekräfte sollte deshalb nicht nur am Internationalen Tag der Pflegenden honoriert werden, sondern an 365 Tage im Jahr. Es sei mehr als ärgerlich, „wenn ständig nur über die Herausforderungen in der Pflege gejammert wird und man düstere Bilder zeichnet", sagte bpa-Präsident, Bernd Meurer, am Mittwoch in der Hauptstadt. Das entspreche weder der Realität, noch werde es den Pflegekräften gerecht. Die geplante generalistische Pflegeausbildung lehnte der bpa erneut ab. „Die Energie, die man bei diesem Gesetz vergeudet, sollte man eher in die Fragen investieren, wie man die einzelnen Abschlüsse stärken und sie für die zukünftigen Anforderungen, die immer spezialisierter werden, fit Machen kann", forderte Meurer.
Anders sieht dies allerdings der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (KKVD). Er bekräftigte anlässlich des heutigen Aktionstags sein Bekenntnis zur Generalistik: „Deutschland ist das einzige Land in der EU, in dem die Pflegeausbildung getrennt stattfindet. Wir hoffen auf eine zügige gesetzliche Ausgestaltung der Rahmenbedingungen, damit unsere Häuser weiterhin für die Anforderungen der Zukunft in der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege gewappnet sind", sagte der stellvertretende KKVD-Vorsitzende, Ingo Morell, am Donnerstag in Berlin. Der vielschichtige Behandlungsbedarf mit wachsenden Schnittmengen etwa in der Alten- und Krankenpflege werde steigen. Hier sei die Generalistik der logische Schritt, um den nötigen Schub für die Qualität in der Pflege zu bringen, so Morell.
Lob für ihre Arbeit erhielten die Pflegenden heute aus der Politik. Für Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sind die Pflegekräfte die „tragende Säule unserer Gesundheitsversorgung". Sie verdienten deshalb gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung. Mehr Anerkennung für die Leistungen der Pflegekräfte forderte der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann. Die Pflege sei ein anspruchsvoller und komplexer Beruf. Es brauche viel Empathie, um Patienten ihren Bedürfnissen entsprechend zu versorgen. „Gerade der Tag der Pflege sollte daher ein Tag des ganz besonderen Dankes für dieses Engagement sein."
Bereits im Laufe der Woche hatten mehrere Verbände und Politiker die Leistungen der Pflegenden honoriert. Der Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), Andreas Westerfellhaus, hatte am Mittwoch seinen Berufskollegen für ihren Einsatz gedankt. Er rief die Profession aber auch auf, die Arbeitsbedingungen aktiv mitzugestalten. Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin, Barbara Steffens, hatte sich anlässlich des Internationalen Tags der Pflegenden erneut für bundesweit einheitliche Personalschlüssel stark gemacht und sich für ein solidarisches Finanzierungssystem eingesetzt.