Die Kompromiss-Signale aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) zum geplanten Pflegeberufegesetz finden unterm Strich wenig Zustimmung sowohl bei Gegnern der generalistischen Ausbildung als auch bei Befürwortern. Zwar sagte der pflegepolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Kritiker des Pflegeberufegesetzes, Erwin Rüddel, am Dienstagnachmittag gegenüber Station24, er begrüße, dass es von Seiten des Hauses von Minister Hermann Gröhe (CDU) nun Kompromissbereitschaft gebe. Insbesondere lobte Rüddel die Idee, nach zwei Jahren eine Zwischenprüfung mit einem Abschluss als Pflegehelfer oder -assistent zu ermöglichen. „Das Ausbildungsniveau sollte so gestaltet sein, dass Absolventen dieser Ausbildung zu 50 Prozent auf die Fachkraftquote angerechnet werden", fordert Rüddel in diesem Zuge.
Allerdings würden „große Probleme noch immer ausgeklammert": So drohe in der Altenpflege „verstärkter Fachkräftemangel bei Anhebung des Ausbildungsniveaus" auf das Niveau der Krankenpflege, prophezeit Rüddel. In der Krankenpflege verlange schließlich auch die europäische Ausbildungsrichtlinie Änderungen. „Die große Frage wird sein, ob Hauptschüler einen Ausbildungsgang auf dem Niveau der europäischen Berufsanerkennungsrichtlinie wählen werden, den sie bisher gemieden haben", warnt Rüddel. „Wir können es uns nicht leisten, potenzielle Pflegekräfte zu verlieren", so der CDU-Mann. Bevor Rüddel dem Gesetzentwurf seines Parteifreundes Gröhe zustimmt, gibt es also offenkundig noch viel Klärungsbedarf.
Auch aus der Pflege kommt Kritik an Gröhes Versuch, zwischen den Fronten zu vermitteln. „Inhaltlich gehe ich mit den neuen Vorschlägen nicht konform", sagte Carsten Drude, Vorsitzender des Bundesverbandes Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS) und Leiter der Katholischen Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe Dortmund, am Mittwochvormittag auf Anfrage von Station24. Zwar begrüßt Drude, dass Gröhe das Modell der integrativen Ausbildung, wie es die Partei der Grünen vertritt, ablehnt. Aber die künftige Berufsbezeichnung des Pflegefachmanns / der Pflegefachfrau mit eine Zusatz zu versehen, lehnt er ab. Die Schwerpunktbildung im Rahmen der Ausbildung solle stattdessen aus dem Abschlusszeugnis hervorgehen.
Der BLGS-Bundesvorsitzende hält auch nichts von der Zwischenprüfung, die Gröhe ins Spiel gebracht hat. Schließlich werde mit den Assistenzausbildungen eine andere Zielgruppe adressiert als in den drei bisherigen und der künftigen generalistischen Ausbildung. Drude plädiert stattdessen für eine gesonderte zweijährige Assistenzausbildung. Als Vorbild nennt er Niedersachsen, wo es eine geregelte Assistenzausbildung gebe. Der Pflegeexperte verweist auf Erfahrungen in seiner eigenen Schule. Dort gelinge es immerhin, 25 Prozent der Absolventen der Assistenzausbildung für eine anschließende dreijährige Ausbildung zu gewinnen.
Sollte eine Zustimmung des Bundestages zu Gröhes Gesetzentwurf nur möglich sein, wenn der Minister die von ihm genannten Zugeständnisse mache, ist aus Sicht der Pflege eine große Chance vertan. Drude sieht in diesem Fall zwar immer noch Fortschritte für eine bessere Pflegeausbildung, aber auf sehr niedrigem Niveau.