Aus Sicht des Honorarprofessors für Medizinische Gerontologie am King's College London, Finbarr C. Martin, hinkt Deutschland bei der Altersmedizin im internationalen Vergleich hinterher. In Großbritannien sei die Altersmedizin deutlich etablierter als hierzulande. So gebe es dort seit rund 25 Jahren an fast jeder universitären Medizinfakultät einen Lehrstuhl für Geriatrie, sagte der Geriater am Londoner Guy's and St Thomas Hospital im Vorfeld seiner Keynote-Lecture am Freitag auf einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG). Darüber hinaus sei ein wesentlicher Unterschied, dass die Geriatrie in Großbritannien seit 30 bis 40 Jahren fester Bestandteil des medizinischen Angebots in den Krankenhäusern sei, zitieren die DGGG und die DGG den Honorarprofessor.
Allerdings weise das englische System auch Schwächen auf: „Dadurch, dass sich Geriater in fast allen Belangen um betagte Patienten kümmern, haben andere Fachgebiete wie die Kardiologie weniger Interesse an dieser Gruppe." Darüber hinaus sollte die Fokussierung auf Kliniken in Großbritannien hinterfragt werden. So seien externe Angebote wie Pflegeheime oder Serviceangebote durch Kommunen vernachlässigt worden. „Ein Rat, den ich geben würde lautet daher: Auch außerhalb von Krankenhäusern muss die geriatrische Praxis und Forschung gefördert werden", sagte Martin.