Der Landesverband Nordrhein-Westfalen (NRW) im Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS) hat mit Blick auf den rasant zunehmenden Fachkräftemangel in der Pflege vor einem Kollaps des Systems gewarnt. Aktuell fehlten fast 2.300 Ausbildungsplätze in den Pflegeberufen, heißt es in einer Mitteilung des Verbands von Montag. Bis zum Jahr 2020 müssten mindestens 7.000 Ausbildungsplätze jährlich allein in der Altenpflege neu besetzt werden. Jedoch sinke im gleichen Zeitraum die Zahl der Schulabgänger mit Hauptschulabschluss. Bislang ginge jeder zehnte Schulabgänger mit Hauptschulabschluss in die Altenpflege. Verschärfend komme hinzu, dass die Zahl der Schulabgänger insgesamt rückläufig sei. Abgänger mit Hauptschulabschluss bildeten bereits jetzt die kleinste Gruppe und verzeichneten gleichzeitig den stärksten Rückgang. Dem gegenüber stünden rund 122.000 Schulabgänger mit Studienberechtigung, die derzeit kaum von der Altenpflegeausbildung und auch nur geringfügig mehr von den anderen Pflegeausbildungen angesprochen würden.
Bei dem bereits bestehenden Mangel und dem weiteren Rückgang der Schulabgänger könne man es sich nicht leisten, jene mit Studienberechtigung nicht für die Altenpflege gewinnen zu wollen. „Aus diesen Gründen ist eine Reform der Pflegeausbildung dringend notwendig", sagte der NRW-Landesvorsitzende des BLGS, Thomas Kutschke. Sie solle, wie in allen anderen Gesundheitsberufen, „unabhängig vom Alter der Zupflegenden" gemacht werden. Ein entscheidender Punkt zur künftigen Gewinnung von Fachkräften werde das grundständige Pflegestudium sein. Genau diese Anforderungen erfülle die avisierte Reform der Pflegeausbildung zu einer generalistischen Ausbildung, wie sie der Gesetzgeber vorsehe.
Die Zahlen belegten eindeutig, dass nur eine Reform der Pflegeausbildung einen Kollaps des Berufsfelds Pflege verhindern könne. Ein sofortiger Einstieg in die hochschulische Pflegeausbildung als Ergänzung zur beruflichen Ausbildung könne das Berufsfeld zukunftsfest machen. Die Reform dürfe weder verschoben noch verwässert werden, wenn auch künftig ausreichend Fachpersonal in den Einrichtungen arbeiten solle, so Kutschke weiter.