Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) hat dafür plädiert, Palliativmedizin frühzeitig in den Behandlungsprozess schwerstkranker Patienten zu integrieren, um sie vor einer Übertherapie am Lebensende zu schützen. Übertherapie am Lebensende könne nicht nur zu falscher Ressourcenverteilung, sondern auch zu inhaltlicher Unterversorgung führen, teilte die DGP am Dienstag mit. „Die thematische Einengung der medizinischen Behandlung auf Krankheitsbekämpfung lenkt die Aufmerksamkeit der Betroffenen von der wichtigen Auseinandersetzung mit den grundlegenden Fragen eines schicksalhaft auf das Sterben zu gerichteten Krankheitsverlaufes ab", sagte DGP-Vizepräsident Bernd-Oliver Maier. Die palliativmedizinische Versorgung von Patienten dürfe nicht zu kurz kommen. Allerdings sei „dringend" ein Wandel im Verständnis sowohl beim Klinikpersonal wie in der breiten Öffentlichkeit erforderlich, „dass das Hinzuziehen eines Palliativmediziners nicht gleichbedeutend ist mit dem Ende aller Hoffnungen".
In jenem Moment, in dem die Chancen und Risiken einer krankheitsspezifischen Therapie ehrlich, verständlich und ohne suggestive „falsche Hoffnungen", sondern mit all ihren potenziellen Widersprüchen kommuniziert würden, solle gleichzeitig ein Team bereit stehen, die Konsequenzen von Entscheidungen für oder gegen eine Therapie mitzutragen, den alternativen Weg ohne krankheitsspezifische Therapie kompetent zu erklären und bei vorliegendem Einverständnis auch zu begleiten und zu gestalten. Das könne Freiräume für den Patienten und seine Familie schaffen, um zur Ruhe zu kommen, die eigenen Bedürfnisse in den Blick zu nehmen und die noch verbleibende Zeit so gut wie möglich gemeinsam zu nutzen, so Maier weiter.
Einer reflexartigen Überversorgung könne am besten mit Aufklärung begegnet werden, die ohne Schuldzuweisungen und Polemik im Austausch auf Augenhöhe um realitätsnahe Umsetzungskonzepte einer integrierten Palliativversorgung ringe.