App ermöglicht schnelle Therapieanpassung
Im vom Land Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union finanzierten Pilotprojekt „painApp – mobiles Schmerzmonitoring zur Verbesserung des multiprofessionellen Schmerzmanagements“ wurde von Mitte 2013 bis Mitte 2015 eine Applikation für chronische Schmerzpatienten aus dem häuslichen Bereich und ihre Hausärzte entwickelt (Ewers et al. 2014, Kernebeck/Ewers 2015). Die wissenschaftliche Leitung war beim Institut für Pflegewissenschaft der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg angesiedelt, Kooperationspartner war die smart-Q Softwaresysteme GmbH aus Bochum. Am Projekt beteiligt waren 20 Patienten und neun Hausärzte. Pflegende waren – außer den Pflegewissenschaftlern in Salzburg – nicht involviert, weil die Patienten, die die App nutzen sollen, keinen ambulanten Pflegedienst benötigen.
Mit der „painApp“ (www.painapp.de) können die Patienten die für ein suffizientes Schmerzmanagement benötigten Informationen – zum Beispiel Lokalisation der Schmerzen, Stärke des Ruhe- und Belastungsschmerzes, Schmerzauslöser, Einnahme der Basis- und Bedarfsmedikation, Zufriedenheit mit der Schmerzsituation – jederzeit auf einem Tablet-PC ortsunabhängig und eigenständig dokumentieren. Der Hausarzt kann diese Informationen jederzeit in einem gesicherten Webportal einsehen. Die Patienten profitieren somit durch die zeitnahe Übermittlung ihrer Daten und die Möglichkeit der zeitnahen Anpassung des Schmerzmanagements durch den Hausarzt.
Die Erfahrungen der am Pilotprojekt beteiligten Patienten, die alle älter als 65 Jahre waren, mit der painApp sind mehrheitlich positiv. Sowohl der Umgang mit dem Tablet-PC als auch mit der App erfolgte problemlos. Die Eingabe der Daten konnte von den Patienten rasch in den individuellen Tageslauf integriert werden.
Neben den Routineeingaben wurden auch auftretende Schmerzspitzen von den Patienten dokumentiert. Dies führte zuweilen zu einer Einbestellung beim behandelnden Hausarzt. Durch die chronologische Darstellung der Dateneingaben konnten die Patienten in der App ihre individuellen Schmerzverläufe einsehen.
Nach praktischer Testung über die Dauer eines ganzen Jahres sowie stetiger Anpassung der App nach mehreren Evaluationsschritten besteht nunmehr die Möglichkeit, die Kommunikationslücke im Schmerzmanagement zwischen den Patienten und ihren Hausärzten zu schließen.
Weitere App in der Entwicklung für stationäre Pflege
Im Rahmen des Projekts „Schmerz lass nach! – Optimierte Schmerzversorgung für Pflegebedürftige im Alter“ wird aktuell eine modifizierte Version als „painApp plus“ entwickelt. Projektpartner sind die Diakonie Düsseldorf, das Institut für Pflegewissenschaft und -praxis der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg und die smart-Q Softwaresysteme GmbH. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW. Es handelt sich um eine erweiterte Version der painApp für die stationäre Langzeitpflege. Auch hier ist eine Anwendung in der Breite geplant.
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