Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) hält die Kritik an mangelnden Hygienekonzepten in Pflegeeinrichtungen für ungerechtfertigt. Insbesondere die Aussage des Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sorgt für Unmut beim DEVAP.
Wieler hatte in der Vorwoche v. a. viele Corona-Ausbrüche in der Langzeitpflege beklagt:
"Wir wissen aktuell von 900 Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen."
Diese hohe Zahl führte er u. a. auf mangelnde Hygienekonzepte zurück (Video ab Minute 12:50).
Diese Vorwürfe seien nicht förderlich und spiegelten auch nicht die Realität wider, sagte der DEVAP-Vorsitzende, Wilfried Wesemann, am Dienstag.
"Wir lehnen es ab, dass unseren Einrichtungen ständig der Schwarze Peter zugewiesen wird. Immer nur Kritik und öffentliche Angriffe führen zur Demoralisierung der Mitarbeitenden. Dabei gilt es, genau diese zu stärken, denn sie sind diejenigen, die die Menschen dort schützen und versorgen, wo es am nötigsten ist."
Die Kritik und der Angriff auf Pflegeeinrichtungen rissen nicht ab. Damit stünden die Mitarbeitenden im Fokus negativer Presse und fühlten sich in ihrem Bemühen und ihrer Arbeit nicht annähernd ernst genommen.
Mitarbeitende fühlen sich nicht ernst genommen
Menschlicher Kontakt sei in der Pflege nicht zu vermeiden. Hinzu komme, dass ca. 60-70 % der Bewohnerinnen und Bewohner kognitiv eingeschränkt seien, Hygienemaßnahmen nicht verstünden und u. a. auch die Abstandsregelungen nicht einhalten könnten. Trotz eines konsequenten Hygienemanagements und ausreichender Schutzausrüstung könnten Übertragungen des Virus daher offensichtlich nicht ausgeschlossen werden.