Die Altenpflege entwickelt sich zu einem milliardenschweren Geschäft für internationale Konzerne und Finanzinvestoren. Überarbeitete und unterbezahlte Pflegende stehen Anbietern gegenüber, die immer mehr Profite erwirtschaften. Das zeigen Recherchen des Journalistennetzwerks Investigate Europe in 15 europäischen Ländern. Demnach gehören allein 455.000 Pflegeplätze zu den 25 größten Konzernen.
Profite zulasten von Personalkosten
Eine alternde Gesellschaft und eine stabile öffentliche Finanzierung seien die Grundlagen für das lukrative Geschäft, schreibt Investigate Europe auf seiner Webseite. In Spanien betrieben gewinnorientierte Unternehmen bereits 80 % aller Pflegeheime, in Großbritannien 76 %, in Deutschland seien 40 % in privater Hand – Tendenz steigend.
In den vergangenen 4 Jahren hätten allein die 25 führenden Unternehmen – darunter auch die in Deutschland tätigen Anbieter Orpea, europäischer Marktführer, und Korian, Platz 2 der größten Pflegeheim-Betreiber Europas – ihre Kapazitäten um 22 % erhöht.
Die gesteigerten Renditen gingen v. a. zulasten von Personalkosten.
Pflegequalität leidet
Außerdem hat das Netzwerk diese Entwicklungen beobachtet:
- Ein immer größerer Teil der Gelder, die Regierungen für die Pflege ausgeben, fließt auf die Konten internationaler Konzerne und Finanzinvestoren.
- Anonyme Finanzinvestoren übernehmen immer größere Anteile am Pflegegeschäft und entziehen ihre mit öffentlichen Geldern erzielten Gewinne der Besteuerung, indem sie ihre Erlöse in sog. Offshore-Zentren verschieben.
- Die zunehmende Privatisierung geht einher mit Einsparungen beim Pflegepersonal und Mängeln bei der Pflegequalität.
- Staatliche Behörden versagen oft bei den Kontrollen. In vielen Ländern werden Qualitätsprüfungen nur sehr selten durchgeführt. Mitunter begutachten Prüferinnen und Prüfer dafür nicht einmal die pflegebedürftigen Menschen selbst, sondern lesen nur die Pflegedokumentation.