Eine aktuelle Studie zeigt Wege auf, wie vulnerable Gruppen besser vor Infektionskrankheiten zu schützen sind. Demnach sei zwar mit Hygienebeauftragten in Pflegeheimen ein erster Schritt getan. Dennoch seien Infektionsschutz und hausärztliche Versorgung in den Einrichtungen zu stärken. Das geht aus den Ergebnissen der vom GKV-Spitzenverband geförderten und von der Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführten Studie "Covid-Heim" hervor. Erste Ergebnisse hat der GKV-Spitzenverband am Mittwoch bekanntgegeben.
Sterblichkeit in Pflegeheimen untersucht
In ca. einem Drittel der Pflegeheime sei es zu Defiziten in der hausärztlichen Versorgung während den Hochzeiten der Pandemie gekommen.
Außerdem müsse die soziale Teilhabe von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern auch unter den schwierigen Bedingungen einer Pandemie gewährleistet sein, um z. B. Vereinsamung vorzubeugen. Der Ausbau digitaler Kontaktpflege könne hier ein Ansatz sein.
Ein wichtiger Teil der Studie ist die Auswertung von Abrechnungsdaten, anhand derer die Entwicklung der Sterblichkeit in Pflegeheimen im Verlauf der Pandemie nachvollzogen werden kann. Zum Höhepunkt der zweiten Welle von Dezember 2020 bis Februar 2021 sei diese deutlich erhöht gewesen: Durchschnittlich seien wöchentlich 11 von 1.000 Heimbewohnenden gestorben.
Ca. 60 % innerhalb von 90 Tagen nach Hospitalisierung verstorben
In den Jahren 2015 bis 2019 seien dies durchschnittlich 7 von 1.000 gewesen.
Der Verlauf während der Pandemie entspreche dem in der gesamten Bevölkerung über 60 Jahre. In der dritten Welle wiederum sei die Sterblichkeit der Pflegeheimbewohnenden unter den Wert der Vorjahre gesunken. Vermutlich habe die priorisierte Impfung in Pflegeheimen erste Erfolge gezeigt, analysierte der GKV-Spitzenverband.
Von den mit einer Corona-Infektion in ein Krankenhaus eingewiesenen Heimbewohnenden seien knapp 60 % innerhalb von 90 Tagen nach der Hospitalisierung verstorben.
Schutzmaßnahmen mit Folgewirkungen für Bewohnende
Für die Studie wurden 873 Pflegeheimleitungen zu Einschränkungen während der zweiten Covid-19-Welle befragt. 85 % hätten eingeschränkte Besuche als Maßnahme in ihrer Einrichtung genannt, 82 % hätten den Körperkontakt zwischen allen Personen reduziert und zwei Drittel hätten gemeinsame Veranstaltungen gestrichen.
9 von 10 Pflegenden hätten bestätigt, dass Schutzmaßnahmen dieser Art Folgewirkungen für die Bewohnenden gehabt hätten – allen voran Einsamkeit, Rückzug und Verwirrung.
Die Studie zieht daher das Fazit, dass soziale Teilhabe durch den Einbezug von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen gestärkt werden müsse, pflegenden Angehörigen dürfe der Zugang nicht untersagt werden.
Das Bundesgesundheitsministerium erhält nun die Studie. Ergänzend will der GKV-Spitzenverband die Publikation in Kürze auf seiner Internetseite veröffentlichen.